Allergien
Allergien bei Katzen
Jucken, Lecken, Kratzen oder Durchfall und Erbrechen – könnte meine Katze unter einer Allergie leiden? Wenn du dir als Katzenbesitzer:in diese Frage stellst, dann lese hier gerne weiter. Das Thema ist äußert komplex, und wir versuchen, hier einen ersten Überblick zu schaffen, welche Schritte möglich oder nötig sind. Als Mensch weißt du, wie viefältig sich Allergien auswirken können. Betroffen sind Augen, Haut, Verdauung und mehr. Allergien können sich während eines (Katzen)lebens verändern, verschlimmern oder abklingen. Wichtig ist, ein stets waches Auge auf deine Katze zu werfen und auch bei Symptomen, die möglichweise zunächst andere Ursachen zu haben scheinen, eine Allergie zunächst nicht auszuschließen, sondern als Ursache mit in Betracht zu ziehen.
Der große “Vorteil” von Allergien ist, dass sie sich vermeiden lassen, indem man ihre Auslöser identifiziert und vermeidet.
Definition, Ursachen und Symptome
Was ist eine Allergie?
Das Immunsystem ist darauf getrimmt, Krankheitserreger anzugreifen, um den Körper zu schützen. Bei einer Allergie kommt es zu einer Entgleisung dieser Abwehrfunktionen und wir sehen dann eine Überreaktion auf eigentlich völlig ungefährliche Stoffe, genannt Allergene. Die Allergene werden entweder eingeatmet oder eingenommen, es können z.B. Pollen, Milben, Schimmel oder auch bestimmte Proteine im Futter sein. Bei vielen Tieren ist es auch eine Kombination mehrerer Stoffe, die eine Allergie auslösen.
Wie entsteht eine Allergie?
Die „Atopische Dermatitis“ oder auch „Katzenatopie“, ist eine erbliche Allergie, bei der das Tier empfindlich auf Stoffe aus der Luft und /oder aus der Umwelt reagiert, wie Pollen, Milben, Schimmelpilze und Hautschuppen. Leider können Tiere jeden Alters von einer Allergie heimgesucht werden. Häufig sind es jedoch Tiere im Alter von 1-3 Jahren, bei denen die ersten Symptome auftreten. Aber auch bei älteren Katzen kann es vorkommen, dass sie ein Futter, welches sie jahrelang gefressen haben, plötzlich nicht mehr vertragen und gelegentlich sind sogar Tiere unter 6 Monaten betroffen.
Symptome einer Allergie
Häufige Symptome bei allergischen Katzen sind Juckreiz (Pruritus), Asthma, Atemwegsprobleme, Akne, Niesen, wässrige Augen, Ohreninfektionen, Erbrechen und Durchfall.
Diagnostik
Sollte deine Katze also unter einem oder mehreren der genannten Symptome leiden, dann muss sie in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden! Die genannten Symptome treten häufig auch bei anderen Krankheiten bzw. bei Parasitenbefall auf. Daher muss zunächst durch eine Differential-Diagnose alles andere ausgeschlossen bzw. behandelt werden, ehe eine Allergie diagnostiziert werden kann. Leider wird eine leichte atopische Dermatitis bei Katzen aber nicht immer erkannt, da übermäßige Fellpflege als normales Verhalten oder mit Angst oder Stress abgetan wird. Kenntnisse über das Katzenverhalten sind also immens wichtig. In einer guten Tierarztpraxis wird man dich als Katzenhalter:in aber auch eingehend befragen, wie der bisherige Verlauf war; ob es nur zu bestimmten Jahreszeiten Probleme gibt oder ganzjährig; ob noch andere Tiere im Haushalt betroffen sind; wie oft sich die Tiere kratzen usw. Aus diesen und vielen weiteren Fakten kann sich die Tierärztin oder der Tierarzt ein Bild machen und weitere Schritte einleiten.
In der Regel erfolgt als nächster Schritt unter tierärztlicher Anleitung die Umstellung der Ernährung auf ein Monoprotein. Hierbei bekommt die Katze über einen längeren Zeitraum (Empfehlung: 8-12 Wochen) ein Futter mit nur einer Fleischsorte, welche sie noch nie vorher bekommen hat. Die richtige Fleischsorte auszuwählen ist elementar für das Gelingen einer sogenannten Ausschlussdiät. Für dich als Katzenhalter:in ist es wichtig zu wissen, dass es kein „von Natur aus“ hypoallergenes Fleisch gibt. Pferd wird oft als „hypoallergen“ bezeichnet, aber das stimmt so nicht! Es kann lediglich dann „hypoallergen“ sein, wenn dein Tier vorher noch nie Pferdefleisch zu fressen bekommen hat. Pferdefleisch funktioniert in der Tat sehr häufig, da es in herkömmlichen Futtermitteln nicht verarbeitet wird (da teuer), und die Katzen somit aller Wahrscheinlichkeit nach noch nie Pferdefleisch gefressen haben.
Nach einer Studie von Professor Dr. med. vet. Ralf Müller sind dies die häufigsten Auslöser von Futtermittelallergien bei Katzen:
1. Rind
2. Fisch
3. Huhn
4. Weizen-/Mais-/Milch (zu jeweils gleichen Anteilen)
5. Lamm
(Quelle: www.diefuttertieraerztin.de)
Da in den meisten Fertigfuttermitteln Rind, Huhn und Fisch verarbeitet werden, ist es kaum verwunderlich, dass diese dann auch in den Top 5 der häufigsten Allergieauslöser anführen, da einfach viele Tiere bereits mit diesen Futtermitteln Kontakt hatten. Es bedeutet aber nicht, dass es schlechte oder minderwertige Fleischsorten sind. Du solltest dich davor hüten, aus Angst vor einer Allergie nur andere, exotischere Sorten anzubieten. Solche Fleischsorten sollte man sich aufsparen für eine Monodiät im Falle der Fälle, wenn eine Allergie eintritt.
Dieses nun ausgewählte Futter wird so dann über einen Zeitraum von 8-12 Wochen gefüttert, und zwar NUR dieses Futter. Kein Leckerli, nichts vom Tisch, keine Zahnpasta, kein Trojaner für Tabletten etc. Das klingt in der Theorie sehr einfach, ist aber in der Praxis oft schwerer als gedacht, besonders wenn die Katze so traurig und hungrig schaut. Unbedingt sollten daher auch alle Personen involviert werden, die mit der Katze Kontakt haben, wie Familienmitglieder, Catsitter u. a. Sollte die Katze das ausgewählte Futter vehement verschmähen (bitte langsam an den neuen Geschmack gewöhnen), muss mit der Tierärztin Rücksprache gehalten werden, da Katzen nicht über einen längeren Zeitraum hungern dürfen.
Bitte beachte: die Durchführung einer Eliminationsdiät ist die einzige Möglichkeit, eine Futtermittelallergie festzustellen! Zwölf Wochen können sehr lang werden, insbesondere, wenn man mit seinem Tier mitleidet und sich zunächst gar keine Besserung einstellen möchte. Das geht auch an die psychische Belastungsgrenze eines Besitzers. Aber es gibt keine andere, wissenschaftlich fundierte Methode.
Was aber ist mit Haaranalysen und Bluttests?
Bluttest: Ein Bluttest eignet sich nicht zur Feststellung einer Allergie, sondern er zeigt eher an, mit welchen Futtermittelproteinen das Tier keine Probleme hat. Das bedeutet nicht, dass es deswegen automatisch gegen andere Proteine allergisch ist. Der Bluttest eignet sich aus diesem Grund wunderbar dazu, die richtige Fleischsorte auszuwählen. Das kann besonders sinnvoll sein, wenn man ein Tier aus dem Tierschutz hat, und gar nicht weiß, was es in den ersten Lebensjahren so gefressen hat.
Haaranalyse: Die immer beliebter werdenden Haaranalysen entbehren leider jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Natürlich kann man Glück haben, und es passt zufällig. Aber dann kann ich auch ganz ohne Entgelt die o.g. Liste nehmen und die dort am häufigsten genannten Allergene im Futter aussparen. Vielleicht klappt es.
Nach dem erfolgreichen Durchstehen der Eliminationsdiät können folgende Szenarien eintreten:
1. Erhebliche Verbesserung der Symptome: Herzlichen Glückwunsch, du hast den Auslöser der Allergie bei deiner Katze gefunden. Es empfiehlt sich eine dauerhafte Umstellung auf das ausgewählte Futter für diese (oder ggf. alle) Katzen. Um die Diagnose „Futtermittelallergie“ zu stellen, soll man eigentlich noch mal das alte Futtermittel geben. Wenn sich die Symptome dann wieder verschlechtern, gilt die Diagnose „Futtermittelallergie“ als gesichert. Viele Besitzer verzichten allerdings auf Gabe des früheren Futters, da der Leidensweg bis hin zu einem symptomfreien Leben sehr lang und hart war und man dieses auf keinen Fall noch einmal durchmachen möchte.
2. Es ist gar keine Verbesserung oder nur eine kleine Verbesserung zu beobachten:
a) Es wurde nicht die richtige Monodiät ausgewählt. Evtl. noch einmal mit einer anderen Proteinquelle probieren.
b) Die Katze reagiert (auch) auf Umgebungsallergene. Dann geht die Suche weiter.
Diagnose Umweltallergene
Für die Diagnose auf Umweltallergene wiederum eignet sich der Blutstest. Was bei den Futtermitteln nicht möglich ist, führt bei Umweltallergenen zu einer guten Aussagekraft. Der „Goldstandard“ ist jedoch ein Hauttest, der vergleichbar mit dem Pricktest beim Menschen ist (das Verfahren ist etwas anders). Dieser kann in einer spezialisierten Praxis für Dermatologie und Allergologie durchgeführt werden. Der Gang zu einer Fachtierärztin oder einem Fachtierarzt sollte nicht gescheut werden, es wird sich auf jeden Fall lohnen.
Therapie
Nach einem langen Leidensweg für Tier und Besitzer und der Ausschluss sämtlicher Differentialdiagnosen steht es dann endlich fest: Mein Tier leidet unter einer Allergie. Und nun?
Eines Vorweg: eine Allergie ist leider nicht heilbar, egal, welche Versprechungen man im Internet oder sonst wo findet. Nicht durch Homöopathika, nicht durch Darmsanierungen usw. Es bleibt leider ein lebenslanges Thema, mit welchem sich Katze und Besitzer auseinandersetzen müssen.
Die wichtigste Therapie ist daher, die allergieauslösenden Stoffe zu vermeiden. Bei Futtermitteln ist das noch recht einfach, zumindest so lange man keinen Freigänger hat. Ich als Besitzer:in gehe einkaufen und bestimme, was im Napf landet.
Anders sieht es aus, wenn eine Katze auf Umweltallergene reagiert.
- Hausstaubmilben – sind immer da
- Pollen – in bestimmten Zeiten fliegen die einfach, da kann man nichts machen.
Wichtig ist nun ein gutes Allergiemanagement. Das könnte zum Beispiel bedeuten:
- Bei Pollenallergie: Wäsche zu der Zeit nicht draußen trocknen
- Bei Hausstaubmilbenallergie: Mit speziellen Bezügen für Erleichterung sorgen, Decken, Bettchen und Kissen der Katze regelmäßig bei 60° Waschen. Umgebungssprays verwenden.
Außerdem werden dem Tier bei Umgebungsallergien wahrscheinlich angepasste Medikamente verschrieben. Welche das sind, das wird die behandelnde Tierärztin entscheiden. Es gibt inzwischen deutlich mehr Präparate als Kortison. Nicht ganz günstig sind spezielle Immuntherapieren oder Desensibilisierungen. Dabei soll das Immunssystem „trainiert“ werden, um nicht mehr so heftig auf ungefährliche Stoffe zu reagieren. Nach einem Hauttest wird eine Mischung aus den relevanten Proteinen speziell für die Katze zusammengestellt. Diese werden dann einmal im Monat unter die Haut gespritzt. Leider funktioniert es nicht bei allen Katzen, aber wenn, dann ist es das Beste, was man machen kann, da die Katze keine Medikamente mehr benötigt. Bei etwa 70% aller Katzen ist die Behandlung erfolgreich (Quelle: Nextmune).
Weiterhin gilt es außerdem, jeglichen Stress von der Katze fernzuhalten. Das lässt sich nicht immer vermeiden, aber man muss sich im Klaren sein, das Stress einen Rückfall auslösen kann.
Alle Allergiekatzen sollten zu jederzeit frei von Parasiten gehalten werden, damit die Haut nicht noch zusätzlich geschädigt wird.
Die Hautbarriere kann man außerdem zusätzlich noch von innen aufbauen, zum Beispiel mit ausreichend Zink und Omega-3-Fettsäuren. Auskunft hierzu erteilt am besten eine auf Dermatologie oder Futterberatungen spezialisierte Tierärztin.
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